Historisches Keiko - Unruhe am Teehaus
„Unruhe am Teehaus“ (Chaya-no-Fuan) entstand als ein Enbu-Projekt.
Die japanische Kampfkunst enthält Elemente, die vielleicht auf den ersten Blick veraltet wirken. Die taktischen Prinzipien jedoch sind zeitlos. Für den historischen
Kontext kann es bereichernd sein, Situationen nachzustellen. Es kann neue Erkenntnisse ans Tageslicht bringen. Dies kann Historisches Keiko (Training) genannt
werden.
Das Video dient als Dokumentation und Überprüfung. Es hat keinen Anspruch auf eine geschichtlich detailgetreue Darstellung. Für die Zukunft wünschenswert wären wirtschaftliche Mittel und weiteres Expertenwissen für eine höhere Authentizität. Das Video ist ein
Herzensprojekt und nicht kommerziell.
Der Dreh fand beim japanischen Teehaus Senshin-tei im Stadtpark Hannover statt, mit freundlicher Genehmigung der Stadt Hannover. Alle Trainierenden sind langjährige Dojo-Mitglieder.
Wert wurde auf Shinken Shiraha-dome (Stoppen des Schwertziehens), Kenjutsu (Schwertkampf), traditionelle Bekleidung (Hakama, Gi,
Tabis, Yukata), Yoroi (Rüstung), und Katana/Yari (Replika-Waffen) gelegt.
Diesem Enbu-Video liegen Kata aus dem Gyokko-ryu Kosshijutsu und Kukishinden-ryu Happobiken zugrunde. Bei diesen Schulen handelt es sich um Koryu (alte Strömung), deren Ursprünge bis ins 12. Jahrhundert zurückreichen. Gyokko-ryu beinhaltet unbewaffneten Nahkampfes und Kukishinden-ryu umfasst darüberhinaus klassische Waffen wie Schwert, Stock und Speer. Sie behandeln die Verteidigung gegen einen bewaffneten Gegner.
Diese Kata sind:
1. Shun-soku (Falkenkralle) aus dem Gyokko-ryu und
2. Tsuki-iri (Stoße vorwärts) aus dem Kukishinden-ryu Happobiken.
Shun-soku ist eine Verteidigung gegen einen Gegner, der versucht, sein Schwert zu ziehen. Tsuki-iri thematisiert eine Schwerttaktik, bei dem der Gegner verleitet wird anzugreifen und sich so eine Blöße gibt. Beide Kata beinhalten Kyojutsu (Täuschen), Kiaijutsu (Energieprojektion) und Sutemi (Opferbereitschaft).
Was im Video innerhalb weniger Sekunden geschieht, beinhaltet eine Vielzahl an Aspekten. Ein Fokus wird auf Fudoshin (Gelassenheit) und Zanshin (Achtsamkeit nach erfolgreicher Verteidigung) gelegt. Weitere Schwerpunkte waren: Die Umgebung einzubeziehen, Blenden und den gegnerischen Angriff vereiteln sowie die gegnerische Waffe nutzen. Die Bekleidung oder Rüstung kann zum eigenen Vorteil genutzt werden.
Fazit
Durch den Dreh gelang es, dem Training einen Blickwinkel hinzuzufügen. Die Historizität war hilfreich, um das praktische, emotionale und soziale Wissen zu auszudehnen. Die Vorstellung eines Zweikampfes oder Duelles des feudalen Japan wurde vertieft. Vorbereitung, Dreh und Nachbereitung berührte Geschichtliches und Kulturelles. Mir kommt, dass Historisches Keiko und moderne Selbstverteidigung Eins sind - Das ist das Erbe von Takamatsu O-senseis Budo.
Fotos: Sascha Marotzky