Letzte Woche unterrichtete ich „Empathisch Deeskalieren - Gewaltprävention durch Kommunikation“ für die Stadtverwaltung einer Nachbarstadt. Seit ca. 10 Jahren gebe ich dort regelmäßig Seminare für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Publikumsverkehr.
Auch diesmal waren die Teilnehmenden bunt gemischt, vom sozialpädagogischen Bereich über Rettungssanitäter, Empfangsmitarbeiter bis hin zu anderen Behördenmitarbeitern. Die Altersspanne reichte von Mitte 20 bis Mitte 50. Für einige war es das erste Mal, für andere eine willkommene Wiederholung.
Inhaltlich bewegten wir uns zwischen neuropsychologischen Grundlagen von Gewalt, Kommunikationstechniken wie aktives Zuhören, Ich-Botschaften und gewaltfreier Kommunikation. Im Mittelpunkt standen die Bedürfnisse der Teilnehmenden. Sie brachten verschiedene Konfliktsituationen von ihrem Arbeitsplatz mit und bekamen Raum zur Darstellung und Diskussion.
Ich bin immer wieder begeistert, wie klug und kreativ mit schwierigen Situationen umgegangen wird. Oft braucht es nur eine Bestätigung, dass die individuelle, manchmal vielleicht "eigenwillige" Lösung, genau die richtige war. Meine Rolle als Seminarleiter verlagert sich dann mehr auf eine gute Moderation, Supervision und auf Exkurse, z. B. zum Thema nonverbale und interkulturelle Kommunikation.
Ein Beispiel hat mich diesmal besonders angesprochen: Eine Pädagogin schilderte, wie ein Schüler mit Migrationshintergrund wütend ein Messer auf den Tisch legte. Es ging glimpflich aus. Ein Teil der Klasse, der auch seine Sprache sprach, schlichtete und vermittelte. Am Ende stellte sich ein Missverständnis heraus. Teile daraus stellten wir nach und analysierten die verschiedenen Perspektiven. Bei genauerem Hinsehen gab es Hinweise auf Traumata und Flashbacks. Dies zeigt die Komplexität der Deeskalation, die aus meiner Sicht viele Kompetenzen wie Einfühlungsvermögen, Klugheit, Behutsamkeit und Mut erfordert.
Als besonderer Exkurs wurde von den Teilnehmenden Entspannungstechniken gewünscht - eine Sanitäterin gab den Impuls. Sie wendete diese in ihrem anstrengenden Alltag an. Ich vermittelte Techniken aus dem Yoga. Sie sind hilfreich als Stressprohphylaxe, Akutintervention und Nachsorge. Denn: Was nützen alle Techniken und Kenntnisse, wenn man so gestresst ist, dass man sie gar nicht umsetzen kann?
An dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön an die aufmerksamen und engagierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie an den Veranstalter für diese gute Zeit!
Weitere Informationen zum Angebot „Empathisch Deeskalieren für Behörden“ hier.
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