Bodenverteidigung ist nicht selten ein Stiefkind. Schulhofschlägereien landen oft am Boden. Auch später ist es kaum anders. Ein Schüler brachte einen Freund zum Bodenkampf mit, der Thaiboxen trainierte. Dieser meinte später so etwas wie: „Was ihr hier macht ist mir zu krass!“ Damit meinte er die subjektiv empfundene Bedrohung und die Ohnmacht, wenn man keine Erfahrung hat. Genau darin liegt ein Potenzial großer Entwicklung.
Bodenverteidigung ist nicht dasselbe wie Bodenkampf. Das Ziel ist nicht Siegen. Es ist die eigene Unversehrtheit. Das erinnert mich Bruce Lees fast legendären Biss in die Wade seines Gegners in Game of Death als dieser zum Juji-gatame (Kreuzhebel) ansetzte. Die Regeln lauten: Es gibt keine.
Ein Vorzug des Trainings ist das gemächliche „Arbeitstempo“. Man lernt ökonomisch und präzise zu manövrieren. Schwerkraft und Position werden bestimmende Größen. Taktische Sequenzen entscheiden über Sieg oder Niederlage. Es gilt das Motto No submission without position – kein Sieg ohne Position.
Wichtig ist Nejiranai („ohne Torsion“), das Vermeiden isolierten Bewegens eines Körperteils. Die Kraft kommt aus dem ganzen Körper, Kentaiichi-yo („den ganzen Körper als Waffe einzusetzen“). Übrigens: im Japanischen heißt Schwächling „Koshi-nuke“, wörtlich: Der seine Hüfte verliert - Jemand, der noch nicht den ganzen Körper einsetzt.
Die Essenz des Ganzen ist Shizen-gyoun-sui („Natürlich wie wandelnde Wolken und fließendes Wasser“). Sie ist eine Metapher für die Natürlichkeit der Selbstverteidigung. So kann sich der Angriff des Gegners gegen ihn selbst richten. Das ist die Magie von Hatsumi-senseis Taijutsu auch am Boden.
Ich selbst begann mit 12 Jahren mit Judo. Später nahm ich an der Uni-Judo-Gruppe teil, die zur Hälfte aus Schwarzgurten bestand. Gleichzeitig besuchte ich die Jujutsu-Gruppe dort. Mit Hatsumi-senseis Budo fand ich zu meinem eigenen Fundament. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass „der Boden“ ein Meilenstein war. Es hat mir einen Freiheitsgrad geschenkt, der in alle anderen Bereiche ausstrahlt.
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